RWE

Trudel Meier-Staude sprach auf der Aktionärshauptversammlung von RWE

projekt21plus prangert Braunkohlenpolitik des RWE-Konzerns an

Am 18. April 2007 sprach Trudel Meier-Staude im Auftrag von Urgewald und unter dem Dach der Kritischen Aktionäre zu den Aktionären des RWE-Konzerns.

Aufgrund der klimaschädlichen Unternehmenspolitik, insbesondere der Pläne zum Ausbau der Braunkohlen-Verstromung, weissagte projekt21plus eine schlechte Kursentwicklung. Trudel Meier-Staudes Rede wurde von den Aktionären aufmerksam aufgenommen und erhielt Applaus. Das Gros der Aktionäre schien jedoch während der Versammlung der Braunkohle- und Atompolitik des Konzerns statt dem Klimaschutz zuzustimmen.

Hier die Rede von Frau Meier-Staude im Wortlaut:

RWE Aktionärsversammlung, 17.04.2007

Grüß Gott, mein Name ist Meier-Staude. Ich bin aus München von projekt21plus. Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit dem Thema Strom und Energie.
Die meisten von Ihnen haben Geld bei RWE angelegt und wollen damit eine gute Rendite erwirtschaften. Auch wenn ich aus einer etwas anderen Ecke und Denkrichtung komme, ist das für mich nachvollziehbar.

Die Aktien von RWE waren dafür auch geeignet, weil die Kursentwicklungen in den letzten Jahren sehr erfreulich war. Was wir jedoch beobachten konnten, war ein deutlicher Einbruch Mitte 2006 und jetzt wieder Ende 2006 und Anfang 2007, von dem sich der Konzern bisher nicht wirklich erholen konnte.
Wir sind der Meinung, dass dies langfristig auch nicht mehr passieren wird, vor allem nicht bei der derzeitigen Unternehmensplanung.
RWE hat zurzeit viel negative Presse und die Versuche, Vorwürfe richtig zu stellen, glücken auch nicht unbedingt. Davon konnte ich mich erst wieder vor einigen Tagen in der Süddeutschen Zeitung überzeugen, als Sie, Herr Röhls, versuchten die Konzernpolitik positiv darzustellen. Einen Grund für den Kursabfall sehe ich in der politischen Diskussion um den globalen Klimawandel. Dieses Thema ist immer wieder aufgetaucht, wurde ignoriert, negiert, vergessen und geht jetzt nicht wieder weg, weil es so dringlich ist. Weil wir es nicht mehr ignorieren können!
Die Bevölkerung ist wach, die Politiker kommen nicht mehr umhin zu handeln und dadurch verändern sich auch die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Nur ein paar Konzerne halten an ihrem Kurs fest und verschlafen ihre Verantwortung, aber auch ihre ökonomischen Chancen.

Ich möchte mich hier nur auf eine Ihrer zukünftigen Hauptgeschäftsfelder beziehen, den so genannten “heimischen Rohstoff”, die Braunkohle. Sie meinten, Herr Röhl, dass die Kohle das deutsche Öl ist. Da haben Sie auch nicht ganz unrecht. Aber darüber, was Sie aus Ihrer Heimat machen und was Sie zurücklassen, reden Sie nicht. Schauen wir uns das doch mal an.

Erstmal die Erde oder den Abraum
Sie müssen an die Braunkohle rankommen. Doch dazwischen liegen tertiäre Bodenschichten. Blöd ist, dass diese sauer werden, wenn Sie in Kontakt mit Sauerstoff kommen. Das hat RWE gesehen und versucht dagegen zu wirken. Sie verkippen den so genannten Abraum und vermischen ihn jetzt mit Kalk. Eine Verbesserung um ein Drittel. Immerhin kann man sagen, aber doch sehr wenig. Der Boden bleibt trotzdem sauer. Daran ändert sich auch nichts, wenn Sie auf den jetzt sauren Abraum hochwertigen Mutterboden schichten und ein schönes Naherholungsgebiet anlegen. Es fließt nämlich trotzdem langfristig Wasser durch ihre neuen Bodenschichten im Untergrund und kommt irgendwann wieder nach oben. Dann ist es sauer. In Nordrheinwestphalen gibt es Beispiele bei angelegten Badeseen, in denen kein Mensch baden könnte, wenn Sie sie nicht regelmäßig kalken würden. Der Grund dafür ist, dass diese Seen vorher so genannte Restlöcher waren, neben denen Abraum verkippt wurde, durch den jetzt Wasser fließt. Dieses Wasser wird so sauer, dass der PH wert des Sees nicht mehr badefreundlich ist.

Den Boden haben wir, jetzt Problem Grundwasser
RWE muss es absenken um an die Kohle zu kommen. Also pumpen Sie Grundwasser herauf. Dabei kommt es in Kontakt mit tertiären Bodenschichten, die bereits reagiert haben. Folge ist, dass hochwertiges Wasser schon bei diesem Vorgang sauer wird. Es muss aufbereitet werden und wird dann hier oben z.B. über Kühltürme verschleudert. Die Folge: Ein großer Teil von unserem fossile Allgemeingut Grundwasser ist weg. Dafür zahlen Sie bisher nichts oder? Ich meine, dass die politischen Entscheidungsträger da noch zu unaufmerksam sind, weil Wasser eines unserer größten globalen Probleme werden wird. Diese Diskussion, liebe RWE, kommt noch auf Sie zu. Ich denke bald und das meine lieben Damen und Herren wird dann ein weiterer großer Kostenpunkt.

Zu guter letzt noch das Problem Luft bzw. Klima
Braunkohle ist der Spitzenreiter der CO2 Produktion pro kWh. Allein das Braunkohlekraftwerk Neurath emittiert nach Fertigstellung soviel CO2, wie der gesamte Staat Norwegen. Das ist ein Wahnsinn, der trotzdem gebaut werden darf und von RWE gebaut wird, weil sie auf Emissionsbegünstigungen gehofft haben und immer noch darauf hoffen. Und deshalb planen Sie noch weitere Braunkohlekraftwerke. Zuungunsten der globalen Welt und zuungunsten ihrer Geldanleger. Die neuen und in Planung befindlichen Kraftwerke begründen Sie auch gerne mit dem Zauberwort Clean Coal. Nur kurz Eckpunkte dazu: Sollte es sich herausstellen, dass die Speicherung von CO2 in großen Mengen klappt, dann wissen Sie jetzt schon, dass die Kraftwerke die sie im Moment planen an den falschen stellen stehen. Sie müssten die Kraftwerke mit den Lagerstätten verbinden. Ein unglaublicher finanzieller Aufwand. Ich frage mich, wer den bezahlt?
Wenn Sie die CO2 Abspaltung durchführen benötigen Sie das doppelte an Energie. Sie müssten also das Doppelte an Braunkohle fördern und verbrennen. Ein ökologischer Wahnsinn. Aber ich denke auch an die ökonomische Komponente. Können Sie sich vorstellen, was das finanziell bedeutet?
Ganz nebenbei möchte ich noch feststellen, dass wir sowieso voraussichtlich nur Speicherkapazitäten für 7 Jahre haben. Immer vorausgesetzt, dass diese Speicherung klappt!
Clean Coal! Ein wahnsinniger Begriff! Der Kostenpunkt der Werbeagentur, die den entwickelt hat, hat sich richtig gelohnt. Aber ich glaube das hat Vattenfall bezahlt, oder?

Ich fasse die Folgen noch mal Zusammen:
Saure Erde, Grundwasser weg, globaler Klimawandel angeheizt.

Für Sie bedeutet das, dass die Diskussion über den Klimawandel spürbare wirtschaftliche Folgen hat. Die Diskussion um das Grundwasser wird bald dazu kommen und die Bürger fangen jetzt schon an sich gegen das Prinzip der verbrannten Erde zu wehren. Auch das könnte ein großer Kostenfaktor werden.

Zusammenfassend bedeutet das:
Die RWE möchte derzeit massiv in eine Sackgassentechnik investieren, die schon jetzt von Bevölkerung und politischen Entscheidungsträgern immer weniger akzeptiert wird. Daran kann auch teure Lobbyarbeit nichts mehr ändern. Die Zukunft gehört Erneuerbaren Energien, das hat sich mittlerweile auch auf dem Börsenparkett herumgesprochen: Damit sich auch hier etwas ändert beantrage ich, den Vorstand nicht zu entlasten.
Ich fordere Sie auf kritische Fragen zu stellen und wenn Sie sofort etwas tun wollen, dann wechseln Sie zu einem Ökostromanbieter. Infos bekommen Sie unter oekostromwechsel.de oder direkt bei mir, hier und heute.
Vielen Dank.

Trudel Meier-Staude hielt diese Rede als Expertin im Auftrag von Urgewald und unter dem Dach der Kritischen Aktionäre.

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Download: RWE – Investition in Ineffizienz und Wahnwitz